Wilhelm Kempf (Hrsg.)

Manipulierte Wirklichkeiten

Medienpsychologische Untersuchungen der bundesdeutschen Presseberichterstattung im Golfkrieg

Buchreihe Friedenspsychologie, Band 1, 186 S., kt., DM 29.80, LIT-Verlag Münster, 1994.
ISBN 3-8258-2029-7

Nicht nur Medienkonsumenten, auch Redakteure und Journalisten fanden sich während des Golfkrieges in einem Mediengefängnis wieder, in dem sich mensch vollkommen eingenebelt fühlte und nicht mehr wußte, "wo es lang ging". Während er den Krieg scheinbar live am Bildschirm miterleben konnte, mußte mensch die Erfahrung machen, daran ausgeliefert zu sein, trotz aller Versuche und Bemühungen keine Informationen über die tatsächlichen Hintergründe und Ereignisse des Krieges zu erhalten.
Dabei begann die Desinformationskampagne nicht erst mit Inkrafttreten der Zensurbestimmungen Mitte Januar 1991, sondern die US-Regierung hat bereits in Vorbereitung auf den Krieg maßgebliche Informationen durch Zensur und Propaganda enststellt. Nach Einschätzung von Philip Knightley diente das Nachrichtenmanagement am Golf hauptsächlich drei Zielen: dem Feind Informationen vorzuenthalten, Unterstützung für den Krieg zu schaffen und die öffentliche Meinung über die Bedeutung des Krieges grundlegend zu verändern.
In der Bundesrepublik, die am Golfkrieg zwar militärisch nicht beteiligt war, die ihn aber zu einem erheblichen Teil mit finanzierte, kam diesem letztgenannten Ziel besondere Bedeutung zu. Tonangebende Politiker und Publizisten nutzten den Krieg um die Debatte über die Neubegründung der Bundeswehr und über den Krieg als Mittel der Politik in Gang zu setzen.
Das vorliegende Buch ist der medienpsychologischen Analyse der bundesdeutschen Golfkriegsberichterstattung gewidmet und untersucht, wie diese Neubewertung des Krieges durch die Berichterstattung am Golf vorbereitet wurde und welche Auswirkungen dies auf die Medienkonsumenten hatte.
Zielgruppe sind Psychologen, Medienwissenschaftler, Journalisten, Friedenswissenschaftler und an praktischer Friedensarbeit Interessierte.

Aus dem Inhalt: Manipulierte Wirklichkeiten * Sozial-psychologische Rekonstruktion massenmedialer Einflußnahme * Informationsbedürfnis und Mediengebrauch während des Golfkrieges * Die Konstruktion des Feindbildes Saddam* Die Berichterstattung über alliierte Kriegsgefangene * Mediengebrauch und Informationsstand über Genfer Konvention und Völkerrechtsverletzungen im Golfkrieg * Die Auseinandersetzung mit der bundesdeutschen Friedensbewegung * Die Funktionalisierung der Vereinten Nationen.