Burkhard Bläsi
Keine Zeit, kein Geld,
kein Interesse...? Konstruktive Konfliktberichterstattung zwischen Anspruch
und medialer Wirklichkeit
Friedens- und Demokratiepsychologie,
Bd. 3, 325S., brosch. 9 Abb., 8 Tab., 34.80 €. Berlin: regener, 2006.
ISBN 3-936014-07-8
Ständiger Zeitdruck,
chronischer Platzmangel, beschränktes Budget, Zensur und Desinformation,
Erwartungen der Redaktion, Bedürfnisse des Publikums, Gesetze des Marktes:
Journalisten, die über Konflikte und Kriege berichten, sehen sich von jeher
vielfältigen Anforderungen ausgesetzt.
Damit nur schwer zu vereinbaren scheinen die in jüngerer Zeit entwickelten
Modelle einer konstruktiven Konfliktberichterstattung, die zu Prozessen der
Deeskalation und der friedlichen Konfliktlösung beitragen kann. Nicht wenige
Medienschaffende sehen in solchen Konzeptionen denn auch bloße akademische
Gedankenspielerei, die im journalistischen Alltagsgeschäft ohne Realisierungschancen
bleibt.
Deshalb steht die Frage der Praxistauglichkeit friedensjournalistischer Modelle
im Mittelpunkt dieses Buches. Anhand einer systematischen Analyse des Produktions-prozesses
von Konfliktberichterstattung diskutiert der Autor sowohl Hindernisse als auch
vorhandene Ansätze für eine friedensorientierte Berichterstattung.
Die Nähe zur journalistischen Praxis wird durch die empirische Grundlage
der Analyse gewährleistet: Ausgangs- und Bezugspunkt sind mehr als 30 Experteninterviews
mit erfahrenen Konfliktberichterstattern aus den Bereichen Hörfunk, Fernsehen
und Printmedien.
Konstruktive Konfliktberichterstattung erweist sich als zukunftsfähiges
Projekt, das eine größere Breitenwirkung jedoch nur durch eine nachhaltige
Veränderung spezifischer journalistischer Routinen, Einstellungen und Kompetenzen
erzielen wird.
Aus dem Inhalt:
Die Rolle der Medien in Konflikten / Der Produktionsprozess von Konfliktberichterstattung:
Einflussfaktoren des journalistischen Systems Individuelle Merkmale von
Journalisten Lobbyismus, Informationsmanagement, Propaganda Das
öffentliche Klima Der Einfluss der Rezipienten / Chancen und Grenzen
einer konstruktiven Konfliktberichterstattung.